Bald ist schon wieder Weihnachten. Für viele ist das die Zeit der Geschenke. Ein Klassiker unterm Weihnachtsbaum war und ist Lego. Ich habe jahrelang zusammen mit meinem Bruder Autos, Häuser, Raumstationen, Ritterburgen und Piratenschiffe zusammengebaut. Und an Geburtstagen oder Weihnachten kam immer wieder was Neues hinzu.
Als dann andere Sachen interessanter wurden, wanderte ein ganzer Turm aus Legokisten aus unseren Zimmern in den Keller. Dort schlummerten die bunten Steine und die kantigen Kerle mit den ungelenken Armen einen langen Winterschlaf. Bis mein Bruder und ich vor einigen Jahren die Lego-Kisten im Wohnzimmer meiner Eltern auskippten. Drei Tage rutschten wir auf Knien durchs Zimmer, zerknitterte Bauanleitungen in der Hand, auf der Suche nach „gelben Zweiern“, „grünen Achtern“ oder einem „transparent-blauen Einer“.
Und während wir die Raumschiffe, Pirateninseln oder Autos zusammenbauten schwelgten wir in Erinnerungen. Mein Bruder konnte sich besonders gut an alles erinnern (kann er immer) und wusste noch genau, welchen Bausatz er geschenkt bekommen hatte. Meine Erinnerung war etwas vernebelt und ich war mir unsicher, was damals „mir gehört“ hatte.
Katz und Maus
Bis mir schließlich eine Katze und eine Maus in die Hand fielen. Die hatte definitiv ich geschenkt bekommen und ich hatte exzessiv damit gespielt. Fabuland stand auf der Bauanleitung. Und die erzählte eine kleine Geschichte.
Eine Beziehungsgeschichte!
Ich habe das Heft nicht mehr, aber die Bildergeschichte war ungefähr so: Frau Katze (adrett in roter Hose und weißer Bluse gekleidet und mit langen Wimpern) und Herr Maus (kernig in schwarzer Hose und blauem Hemd) bauen zusammen ein Haus. Sein Utensil: eine Schaufel. Das Werkzeug ihrer Wahl: ein Besen.
Das Haus hat alles, was die beiden sich wünschen: sonnengelbe Wände, ein schickes blaues Dach mit rotem Schornstein, eine Außentreppe zur Terrasse mit blauem Sonnenschirm und sogar Blumenranken vor den roten Fenstern (die konnte man aufkleben, mein Highlight!).
Dann aber wird es dramatisch: Frau Katze und Herr Maus streiten sich. Sie trennen sich! Jeder baut ein eigenes Haus (alternative Bauanleitungen!). Sie leben getrennt, aber das macht sie nicht glücklich. Nein, sie sind unglücklich und vermissen den anderen.
Zum Schluss das Happy End: Frau Katze und Herr Maus sehen ein, dass sie einen großen Fehler gemacht haben. Sie vertragen sich und ziehen wieder zusammen in das Haus vom Anfang (oder war es ein anderes?). Ich habe auf jeden Fall alle Häuser nachgebaut.
Fabuland ist Mädchensache
Interessantes Detail: Fabuland-Bausätze im Besitz meines Bruders? Null.
Und das ist es, was mich im Nachhinein schockiert: Es ärgert mich nicht, dass ich meine Lego-Beziehungskiste nachgespielt habe (das hab ich tatsächlich gerne gemacht), sondern dass dieses Thema nur an mich, das Mädchen, herangetragen wurde. Mein Bruder ging mit Lego auf Entdeckungsreise ins Weltall und eroberte Schatzinseln. Ich fegte das Eigenheim.
Nachsatz: Lego-Friends
Ich habe gerade aus Interesse mal gegooglet, was es aktuell so für Angebote bei Lego gibt und bin über Lego-Friends gestolpert. Die klar auserkorene Zielgruppe von Lego-Friends sind Mädchen. Die Themen sind Beauty, Party, Pferde und Fun und es gibt viele glamouröse Häuser mit rosabunten Gegenständen darin. Zusammenbauen muss man nicht so viel. Das meiste kommt schon fertig aus der Plastiktüte. Gut so, dann können die Mädchen direkt damit anfangen, den Salon zu fegen, sich hübsch zu machen und Liebesgeschichten nachzuspielen.