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Nicolai Burchartz

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Certified by Wolf

Lange, lange, laaaaaaange Zeit war mein oberstes Ziel: Endlich Mann sein! Endlich als Mann sichtbar, endlich nicht mehr die „junge Frau“ sein. Endlich keine irritierten Blicke aushalten, endlich keine Double-Takes mehr auf öffentlichen Toiletten!  

Zu Anfang meiner Transition waren das die größten Momente: Ein Kellner im Café, der mich „junger Mann“ nennt, eine Verkäuferin in London, die mich mit „Sir“ anspricht. Oh Joy! Mit jedem „junger Mann“ mit jedem „er“ und jedem „Sir“ trat mein wahres Ich aus dem Schatten in die reale Welt. Heraus aus der Fantasiewelt, in der es so lange festsaß.  

Irgendwann hatte ich die Welt überzeugt. „Sir“ und „er“ wurden normal. Ich fürchtete mich nicht mehr vor Begegnungen mit Fremden und mein Alltag lief leichter. Wie gut mein Passing war, verdeutlichte mir ein Wolf. Ein echter Wolf.  

Wolf Conservation Center

Erika und ich waren zu Besuch bei unserem Freund Henry, der damals in New York ein Wolf Conservation Centre leitete. Hier werden Wölfe so natürlich wie möglich aufgezogen, um dann ausgewildert zu werden. Wir schliefen in seinem Haus am Rand der weitläufigen Anlage und hörten nachts die Wölfe heulen! 

Während die meisten Wölfe sich in ihren Gehegen rar machen und Kontakt zu Menschen nicht gewünscht ist, gibt es eine Handvoll Wölfe, die an Menschen gewöhnt sind. Diese sogenannten „Ambassador-Wölfe“ sind Botschafter für das Projekt und übernehmen so die wichtige Aufgabe, Menschen von der Notwendigkeit zu überzeugen, diesen wunderbaren Tieren ihren Lebensraum zurückzugeben. 

Meine Begegnung mit dem Wolf

Am ersten Abend stapften wir also mit Henry zu einem der Gehege. Ein beeindruckend großer, weißer Wolf lag majestätisch auf einem Felsbrocken: Atka, der älteste der Ambassador-Wölfe. Als wir uns dem Zaun näherten, erhob er sich und trabte leichtfüßig auf uns zu.  

„He doesn’t like men“, er mag keine Männer, warnte uns Henry noch kurz und kniete sich dann an den Zaun. Atka begrüßt ihn sichtlich erfreut mit Wolfsküssen. Henry gehörte offensichtlich zum Rudel. Erika und ich knieten uns neben Henry an den Zaun und Atka drehte sich und stolzierte einmal an uns vorbei. Erika ließ er links liegen, als er jedoch bei mir angekommen war, knurrte er ein tiefes, tiefes Grollen. Sowas hab ich vorher noch nicht gehört und wenn nicht ein Zaun zwischen uns gewesen wäre, wäre ich losgesprintet!  

I am a man!

„I told you, he doesn’t like men.“ Henry grinste, während Atka mich auf dem Rückweg noch einmal angrollte, Erika keines Blickes würdigte und Henry abschlabberte. Und auch ich grinste breit. Mein Passing schien perfekt: I am a man – certified by Wolf.

10/26/2016

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in transition, passing, identität

3 Kommentare

  • Sina
    Sina
    26. Okt 2016, 22:17 Uhr
    Das ist eine tolle Geschichte! Sich über ein unfreundliches Angrollen freuen, weil es einem etwas ganz anderes bedeutet als dem Tier. So toll!

    Das ist eine tolle Geschichte! Sich über ein unfreundliches Angrollen freuen, weil es einem etwas ganz anderes bedeutet als dem Tier. So toll!

  • Erika
    Erika
    2. Mai 2017, 18:10 Uhr
    Ich war wirklich beleidigt, weil Atka echt n attraktiver Typ war und ich finde, dass er durchaus die Wölfin in mir hätte wahrnehmen können. Mit dem Zaun wäre das kein Problem für mich gewesen. Naja, dafür habe ich schon mal mit Nicolais damaligem Hund ein gemeinsames Heullied gesungen. An der Kommunikation mit Wölfen muss ich noch arbeiten. Freu mich jedenfalls drauf, wenn's endlich wieder soviel freie Wölfe in Deutschland gibt, dass ich auch mal einen zu Gesicht bekomme - bitte aus angemessener Entfernung und mit Gegenwind! Allen Wolfsfans empfehle ich im Übrigen den Film "Natty Gann", einen meiner Lieblingsfilme!

    Ich war wirklich beleidigt, weil Atka echt n attraktiver Typ war und ich finde, dass er durchaus die Wölfin in mir hätte wahrnehmen können. Mit dem Zaun wäre das kein Problem für mich gewesen. Naja, dafür habe ich schon mal mit Nicolais damaligem Hund ein gemeinsames Heullied gesungen. An der Kommunikation mit Wölfen muss ich noch arbeiten. Freu mich jedenfalls drauf, wenn's endlich wieder soviel freie Wölfe in Deutschland gibt, dass ich auch mal einen zu Gesicht bekomme - bitte aus angemessener Entfernung und mit Gegenwind! Allen Wolfsfans empfehle ich im Übrigen den Film "Natty Gann", einen meiner Lieblingsfilme!

  • Monika Kristen
    Monika Kristen Meerbusch
    11. Jan 2018, 15:23 Uhr
    Diese Geschichte hatte ich noch gar nicht gelesen. Super.

    Diese Geschichte hatte ich noch gar nicht gelesen. Super.

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