Eine meiner Lieblingsgeschichten aus der Kategorie "Trans-Alltag" ereignete sich vor gut 15 Jahren in einem Kölner Schuhgeschäft. Der CSD war gerade vorbei oder stand kurz bevor - so genau weiß ich das jetzt nicht mehr. Auf jeden Fall waren wohl LGTBs ins öffentliche Gedächtnis eingebrannt.
An diesem Nachmittag schlenderten mein damaliger Freund und ich (zu dieser Zeit wurde ich bereits als Mann wahrgenommen) in ein Schuhgeschäft. Erdgeschoss: Damenschuhe. Obergeschoss: Herrenschuhe. Wir blieben im Erdgeschoss, da ich mit Schuhgröße 39 zumindest damals und in diesem Laden nicht auf Herrenschuhe hoffen konnte. Die beginnen in der Regel auch heute noch bei Größe 40/41.
Eine Verkäuferin eilte auf uns zu. Ich: "Hallo, ich bin auf der Suche nach Schuhen in Größe 39. Für mich." Verkäuferin lächelt engagiert. Ich: "Halbschuhe, eher sportlich." Lächeln wird verlegen. Ich helfe nach: "Haben Sie vielleicht so Unisex-Schuhe?" Sie schaut sich mit großen Augen um. Schaut zu mir. Schaut zu meinem Freund. Lächelt uns beide breit an und fragt: "Wie jetzt? Pumps?"
Ich habe mir seitdem immer vorgestellt, dass es in ihrem Kopf folgende Reaktionskette gegeben hat: Ich bin Verkäuferin in einem Schuhladen. Ein Schuhladen in Köln. In Köln gibt es Schwule. Da sind ja auch zwei von denen! Ich bin in der Abteilung für Frauenschuhe. Der Kleine will Schuhe. Unisex-Schuhe. Unisex. Sex. Pumps!
Habe diese Frau ins Herz geschlossen, auch wenn Pumps so mit das Letzte waren, was ich damals getragen hätte!