Stell dir vor, jemand anders kann darüber entscheiden, wer du bist. Stell dir vor, jemand anders kann darüber bestimmen, ob du existierst oder nicht. Stell dir vor, jemand anders kann mit einem kleinen Kreuzchen in einer kleinen Box dein ganzes Leben auslöschen.
Ich muss mir das nicht vorstellen, denn für mich war es so. In jedem Formular, in meinem Ausweis, in Kontaktformularen auf Websites: Lange Zeit war ich gezwungen, mein Kreuzchen bei „weiblich“ zu setzen, als Anrede „Frau“ auszuwählen. Und dann stand es dort schwarz auf weiß, wurde in Behörden, Bibliotheken, Versicherungen, Banken und an der Uni dokumentiert und archiviert: Frau Burchartz.
Welche Erleichterung war es, als ich endlich ganz offiziell das richtige Feld ankreuzen durfte. Ich wurde gesehen, ich wurde erkannt und ich war ich: Herr Burchartz.
In diesen Tagen wird mir wieder klar, was für ein Kampf dahinter steckt; was für eine Errungenschaft es ist, dass meine eigene Wahrnehmung meiner Geschlechtsidentität etwas zählt. Dass ich darüber entscheiden und sie sichtbar machen kann. Sicher ist nicht alles toll und es liegt noch ein ganzes Stück Weg vor uns, wenn es um die Gleichberechtigung von trans* Menschen geht, aber heute will ich an das denken, was wir schon erreicht haben und hoffen, dass es uns nicht wieder genommen wird.
Warum?
Weil die aktuelle Debatte in den USA mir Angst macht. Weil die Pläne der Trump-Regierung, das Geschlecht rein biologisch anhand der Genitalien festzumachen, mir einen tiefen Schrecken versetzt haben.
Stell dir vor, jemand macht dich mit einem schnell in einem Formular gesetzten Kreuzchen unsichtbar. Stell dir vor, niemand hört, wenn du erklärst, wie du dich fühlst, wie sich die Welt für dich anfühlt, wer du in dieser Welt bist. Stell dir vor, die Meinung eines Arztes, einer Richterin, eines Ministeriums, eines Gerichtshofs steht über dem, was du tief in dir spürst. Stell dir vor, du wirst nicht gesehen. Stell dir vor, du bist wie du bist doch darfst, ja kannst so nicht sein.
Ich hoffe sehr, dass die Pläne nicht zur Realität werden und bin in Gedanken bei allen trans* Menschen, die verunsichert und erschüttert sind.
Wer mehr zu den aktuellen Plänen der Trump-Regierung lesen möchte, kann das z. B. in der New York Times.